Trockene Tatsachen

Staubtrockene Tennisplätze, vertrockneter Fußballrasen: Der SV Solvay hat kein Wasser mehr. Die Leitungen wurden im Zuge von Erschließungsarbeiten gekappt. Denn auf dem Gelände soll Gewerbe angesiedelt werden, der Sportverein soll weichen.

Staubtrockene Tennisplätze, vertrockneter Fußballrasen: Der SV Solvay hat kein Wasser mehr (Foto: Achim Keller)
Staubtrockene Tennisplätze, vertrockneter Fußballrasen: Der SV Solvay hat kein Wasser mehr (Foto: Achim Keller)

Der SV Solvay soll mit seinem Tennis- und Fußballverein von seinem angestammten Platz im Industriegebiet Nord fortgehen.  Das jedenfalls möchte die Firma Cerdia, der das Grundstück gehörte und die es an die städtische FWI verkauft hat. Diese wiederum möchte dort Gewerbe ansiedeln  – und hat deshalb ebenfalls Interesse daran, dass der Sportverein eine neue Heimat findet. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, gibt es nun seit gut einem Monat kein Wasser mehr auf dem Gelände, die Sportanlagen liegen buchstäblich auf dem Trockenen, die Tennisplätze sind deswegen bereits gesperrt. 

Nicht mehr lange, dann wird die Trockenheit auch für gesperrte Fußballplätze beim SV Solvay sorgen, befürchtet Thomas Tock, der Vorsitzende des SV Solvey, der gerade vor wenigen Tagen in einer eigens einberufenen Vereinssitzung die Mitglieder über die aktuelle Situation informiert hat.

Vorliegenden städtischen Informationen zufolge mussten die Wasserleitungen für Erschließungsarbeiten gekappt werden. Laut Thomas Tock sollte der Verein eine Räumungsvereinbarung zum Ende dieses Jahres unterzeichnen, um wieder an Wasser zu kommen. Das hat er nicht getan und stattdessen  die Firma Cerdia verklagt. Hinzu kam, dass eine Drohung, dem Verein im kommenden Jahr auch den Strom abzustellen, im Raum gestanden habe. (Der Termin beim Landgericht am 3. Juni konnte redaktionell leider nicht mehr berücksichtigt werden.)

Der Sportverein, der 1952 zunächst als Werksclub der Firma Rhodia gegründet wurde, hat sich längst selbstständig etabliert, wurde 1972 für alle Interessenten geöffnet und 2013 in SV Solvey umbenannt. Neben Fußball- und Tennisplätzen verfügt der Verein über eine Ski- und Wanderabteilung, ein Vereinsheim, eine Gaststätte sowie Kegelbahnen.

Seitdem klar ist, dass das Grundstück verkauft wurde und bebaut werden soll, sucht der Vereinsvorstand nun das Gespräch mit der Stadtverwaltung, um befriedigende Ersatzflächen und eine Entschädigung zu bekommen. Bislang jedoch gab es dazu nur Verhandlungen mit dem Freiburger Sportreferat,  mit Ulrike Hegar, ohne nennenswerte Ergebnisse.

Im Industriegebiet Nord, gegenüber dem Messegelände, will die Stadtverwaltung mit der FWI eine große Gewerbefläche als Teil des „Green Industry Park“ erweitern.

Zwar hat der TSV Alemannia Zähringen seine grundsätzliche Bereitschaft zugesagt, den befreundeten SV Solvey zu unterstützen, doch auch dafür sei es wichtig, bestimmte Voraussetzungen  zu erfüllen, so Alemannia Zähringen-Vorsitzender Frank Pfaff. „Wir stehen an der Seitenlinie und sind gesprächs- und hilfsbereit in dieser misslichen Lage“, so Pfaff. Zunächst brauche man jedoch auch erst einmal die Zustimmung der Mitglieder.

„Bereits seit einigen Jahren müssen wir uns mit unserem eigenen Areal auseinandersetzen, da wir einen immensen Zuspruch, insbesondere im Jugendbereich, zu verzeichnen haben“, so Frank Pfaff.  „Aus diesem Grund haben wir bereits zuvor, für uns vereinsintern, mehrere Varianten für eine Optimierung unserer Flächen und Anlagen erarbeitet.“ Es sei deshalb, nachdem die Problematik des SV Solvay an den Alemannia Zähringen herangetragen wurde, bis dato lediglich signalisiert worden, dass man für Gespräche zur Verfügung stehe.

In einem offenen Brief an Oberbrügermeister Martin Horn kritisieren die Freien Wähler, dass „eher nebenbei“ zunächst im Sportausschuss darüber berichtet worden sei, mit dem Sportverein SV Solvay in guten Gesprächen bezüglich der Sportstättenverlegung zu sein.  Wiederholt habe man den Oberbürgermeister um Gespräche mit allen Akteuren gebeten, bislang jedoch vergeblich. Dermaßen gefrustet, konnten sich die Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler eine kleine Spitze gegen die Stadtverwaltung nicht verkneifen: „Ein merkwürdiger Zufall, dass sich nahezu die gesamte Verwaltungsspitze am Samstag beim Pokalfinale in Berlin aufhält, am Sonntag dem SC Freiburg (verdientermaßen) einen großen Empfang gibt, gleichzeitig aber einem eigenen kleinen Amateurverein die Existenzvernichtung droht. Mehr Symbolkraft ist eigentlich nicht möglich.“