Wenn die Farben mit den Klängen fliegen

„Hören. Sehen“ heißt ein aufregendes Kunst-Musik-Programm des PEAC Museum Freiburg zusammen mit dem Freiburger Barockorchester zu Werken von Peter Tollens

Der Künstler Peter Tollens vor einem seiner Werke (Bild: PEAC Museum, Tizio Berra)
Der Künstler Peter Tollens vor einem seiner Werke (Bild: PEAC Museum, Tizio Berra)

Verändert Musik die Wahrnehmung von Bildern? Beeinflusst das Sehen, wie wir hören? Haben Töne Farben? Das PEAC Museum Freiburg wagt ein Experiment: Musikerinnen und Musiker des Freiburger Barockorchesters spielen in den Museumsräumen vor den Werken des Malers Peter Tollens.  

Peter Tollens meist großformatige Bilder lassen beim ersten Anblick zunächst eine Farbe dominieren. Ein blaues Werk, ein rotes, ein schilffarbenes, ein weißes. Der zweite Blick offenbart die vielen verschiedenen Schichten, die darunter liegenden Farben, die Dreidimensionalität der Gemälde. Das Blau wirkt so unvorstellbar blau, weil es eben nicht einfach nur blau ist, sondern viel mehr.

Doch wie hört sich das Blau wohl an? Und sehen wir vielleicht viel mehr, wenn unsere Augen, geleitet von Streicher- oder Flötenklängen, weiter hinein wandern in das Bild? Das große, weiße Gemälde erscheint mit einem mal vielfarbig in seinem Weiß, erst das Aufgeben der Gegenständlichkeit lässt Farben und Töne sich vermischen.  Begleitet von den Streicherklängen des Barockensembles gewinnen die Bilder an Fröhlichkeit, Leichtigkeit, scheinen zu schweben, losgelöst von ihrer Größe. Aber vielleicht sind es auch vielmehr die Farben, die zu fliegen beginnen.  

Das PEAC Museum bietet  in seinen hellen, klaren Räumen, einen idealen Platz für Peter Tollens Werke und das Zusammenwirken der Sinne auch auf emotionaler Ebene. Neben konzertanten Führungen werden auch Workshops für Schulklassen, Familien und Erwachsene angeboten.

Die Idee zu solcher Art Projekte ist durch die Corona-Pandemie entstanden, erläutert die Museumsleiterin und Kuratorin der Ausstellung Julia Galandi-Pascual,    Aber nicht nur dieses kunstübergreifende Projekt ist etwas besonderes, das ganze Museum selbst ist ungewöhnlich. Zunächst der Ort: Das PEAC Museum steht an der Robert-Bunsen-Straße 5, also mitten im Industriegebiet Nord. In einem der Gebäude des von Paul Ege in dritter Generation geführten Elektrogroßhandelsunternehmens Alexander Bürkle wurden bereits ab 1997 erste Ausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt und 2004 in Kunstraum Alexander Bürkle umbenannt. Auf über 1000 Quadratmetern werden seitdem die persönliche Sammlung der kunst–affinen Unternehmersfamilie Ege gezeigt, die Paul Ege Art Collection  (PEAC) sowie Einzelausstellungen mit Werken repräsentativer Künstlerinnen und Künstler gezeigt. Im Jahr 2019 wurde das Museum selbst dann auch in PEAC Museum Freiburg umbenannt. 

Die Paul Ege Art Collection ist Ausdruck einer lebenslangen Passion des 2019 verstorbenen Freiburger Unternehmers und Kunstmäzens Paul Ege und seiner Frau Helga. Ausgehend von einem grundsätzlichen Interesse an minimalistischen Tendenzen gehört sie heute europaweit zu den umfangreichsten und bedeutendsten Sammlungen im Bereich der Farbmalerei. Noch zu Lebzeiten hatte Paul Ege entschieden, dass die Sammlung, die 2008 in eine Stiftung überführt wurde, einen Namen erhalten sollte. Die Sammlung umfasst auch Skulpturen, Installationen, Zeichnungen genauso wie Fotografien und Videos, die danach fragen, welche Möglichkeiten ein Bild hat, wenn es nicht mehr ausschließlich der Aufgabe verpflichtet ist Wirklichkeit darzustellen, sondern als Ort des Sichtbarwerdens begriffen wird.

Ausstellung Peter Tollens, Something to live for, noch bis 26. Juni; „Hören.Sehen“ mit Tollens-Werken und dem Barockorchester letztmals am 5. Juni, 11 Uhr (weitere Termine entfallen krankheitsbedingt)

Öffnungszeiten PEAC Museum: Dienstag bis Freitag, 11 – 17 Uhr, Sonn- und Feiertage, 11 – 17 Uhr, der Eintritt ist frei, Tel. 0761/5106 600, E-Mail: team@peac.digital