Individueller Bedarf, Interview mit Energieberaterin Carolina Kreuz

Energieberaterin Carolina Kreuz rät, mit der Dämmung von Dach und Fenstern bis zum kommenden Jahr zu warten. Dann soll es höhere Förderungen geben. Ein Interview.

Foto: privat

Carolina Kreuz ist zertifizierte, selbstständige Energieberaterin für Wohn- und Nichtwohngebäude und berät zu gesetzlichen Vorgaben und Fördermöglichkeiten für energieeffizientes Bauen und Sanieren. Im Rahmen der „Freiburger Energiesparberatung“ der Stadt Freiburg und des Bundesverbands der Verbraucherzentrale können Freiburger Bürgerinnen und Bürger aktuell eine kostenfreie Energieberatung für ihr Haus bekommen. 

Was wird derzeit hauptsächlich bei Ihnen angefragt?

Carolina Kreuz: Aktuell ist das der Wärmepumpencheck, bei dem ich rechnerisch und mit einer Simulation prüfe, ob sich eine Wärmepumpe in einem Gebäude bewähren wird und ob die vorhandenen Heizkörper oder Heizflächen dafür geeignet sind. Bei den Sanierungen für die Gebäudehülle, also bei Dämmung oder bei der Erneuerung von Dach und Fenstern, rate ich, bis zum nächsten Jahr zu warten, dann soll die Förderung für diese Maßnahmen auf 30 Prozent der Investitionssumme steigen. 

Ab 2024 wird es einen neuen KfW-Hauskauf-Kredit für sanierungsbedürftige Altbauten geben, mit einem doppelten Sanierungszuschuss. Nach dem Motto „Jung kauft alt“ will der Bund damit gezielt Familien ansprechen. Lohnt sich solch ein Kauf mit nachfolgenden Sanierungskosten?

Carolina Kreuz: Ich denke, das ist vor allem für junge Familien sehr interessant, die ein Haus aus der Familie, etwa das Haus der Großmutter, übernehmen. Muss man dagegen die aktuellen Marktpreise für das Haus bezahlen, ist das bei uns in Freiburg und Umgebung schon eine hohe finanzielle Hürde. Viele fangen in dem Fall erst einmal mit der Heizungssanierung an, da es dafür zurzeit die höchsten Zuschüsse gibt, und gehen die weiteren Sanierungen Stück für Stück an. 

Welche Förderungen sind für die Wärmewende 2024 geplant und welche davon halten Sie für sinnvoll?

Carolina Kreuz: Prinzipiell halte ich Förderungen immer für sinnvoll, sonst fehlt bei vielen der Anreiz oder schlicht das Geld für Sanierungsmaßnahmen. Nicht nur dem Klimaschutz ist so geholfen, auch wertsteigernde Investitionen in das Eigenheim rentieren sich damit noch mehr. Für die Heizungssanierung wird ab 2024 neben Zuschüssen auch die Möglichkeit wiederaufgelegt, von der KfW günstige Kredite zu erhalten. Die Fördersätze werden für alle energetischen Sanierungsmaßnahmen 2024 erhöht, aber der maximale Investitionsbetrag, auf den sich die Fördersätze beziehen, wird bei der Heizungssanierung halbiert. Daher kann es insbesondere bei einer Gebäudegröße von einer bis drei Wohneinheiten sinnvoll sein, für eine Heizungssanierung noch 2023 einen Förderantrag zu den aktuellen Konditionen beim BAFA zu stellen. Ich finde es aber katastrophal, dass die Regierung viele Eigentümerinnen und Eigentümer dermaßen verunsichert hat, dass sie vor dem Jahreswechsel noch Öl- und Gasheizungen einbauen lassen. Hier hat die Regierung ihren eigenen Zielen und dem Klimaschutz massiv geschadet.

Ab Januar 2024 greift das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG). Was wird sich ändern, was lohnt sich wirklich? 

Carolina Kreuz: Ab 2024 soll es dann zum Beispiel vor dem Einbau von Öl-, Gas- oder Holzheizungen eine Beratungspflicht geben. Dabei soll insbesondere auf die kontinuierlich steigende CO2-Bepreisung hingewiesen werden, die mit der Zeit zu einer großen finanziellen Belastung werden kann. Was sich wirklich lohnt, lässt sich schwer verallgemeinern. Das ist stark vom individuellen Energiebedarf und dem jeweiligen Zustand und dem Standort des Gebäudes abhängig, zum Beispiel: Kommt viel Sonne auf das Dach? Gibt es die Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses? Beim novellierten GEG gibt es eine ganze Batterie von Änderungen, von denen manche sehr spezifisch sind oder erst stufenweise eintreten. Die prominenteste Änderung ist sicherlich, dass Heizungsanlagen von Neubauten in Neubaugebieten, für die im neuen Jahr ein Bauantrag gestellt wird, zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Für andere Gebäude soll das erst nach und nach gelten, wobei hier auch die Größe der Gemeinde eine Rolle spielt. Für Freiburgerinnen und Freiburger werden von der Verbraucherzentrale mit Bezuschussung durch die Stadt nach wie vor kostenlose Energieberatungen angeboten, die mehr ins Detail gehen können als dies hier möglich ist.  

Energieberatung Carolina Kreuz
Binzengrün 40
79114 Freiburg

Tel.: +49 176 35409894
Email: mail@carolinakreuz.de
Web: www.carolinakreuz.de