Mit Blick über den Tellerrand, Interview mit Luca Anschel

Luca Anschel liebt seinen Beruf: Der 22-jährige Freiburger Maler und Lackierer ist nicht nur an Wänden und Decken kreativ, ebenso ist er im Sozialen Netzwerk aktiv und möchte so junge Menschen fürs Handwerk begeistern.

Foto: Simon Hofmann
Foto: Simon Hofmann

Vor einem halben Jahr hat Luca Anschel, der im väterlichen Malerfachbetrieb Casa in der Oberau in Freiburg seine Ausbildung gemacht hat und dort heute auch arbeitet, seine Gesellenprüfung zum Maler und Lackierer nicht nur mit Bravour bestanden, sondern ist dabei sogar Kammersieger geworden. Der 22-Jährige liebt seinen Beruf und zeigt diese Leidenschaft auch auf seinem Instagram-Profil @creativluca. Ein Gespräch mit dem jungen Maler über den Reiz seines Berufs, fehlende Anerkennung fürs Handwerk und über die Wandgestaltung in seiner Wohnung.

Sie haben Ihre Ausbildung im väterlichen Betrieb gemacht. War es für Sie immer klar, dass Sie Maler werden wollten?

Luca Anschel: Das war eine relativ spontane Entscheidung. Ich habe nach der Realschule schon mal ein bisschen geliebäugelt, aber hatte dann doch gemerkt, dass ich mit damals 16 Jahren noch nicht so weit war, um in einen festen Beruf einzusteigen. Ich bin dann aufs Gymnasium gegangen, wusste aber, dass ein Studium für mich nicht infrage kommen würde. Ich musste raus, mich bewegen, etwas schaffen. Da lag es dann nahe, die Ausbildung bei meinem Vater im Betrieb anzufangen.

Was macht für Sie den Reiz des Maler-Handwerks aus?

Luca Anschel: Ich habe immer den Teamspirit in unserem Betrieb mitbekommen, und auch bei uns am Abendessenstisch wurde viel über die Arbeit gesprochen. Mir war immer klar, wenn ich ins Handwerk gehen würde, dann wäre es das Malerhandwerk. Und es war auch gleich klar, dass ich das bei uns in der Firma lernen möchte.

Wie ist das denn, so eng mit dem eigenen Vater zusammen zu arbeiten?

Luca Anschel: Tatsächlich ist es überwiegend sehr einfach, weil wir sehr offen miteinander kommunizieren. Wir geben uns Anregungen und üben Kritik. Aber klar gibt es ab und zu auch mal Situationen, in denen wir uns gegenseitig am liebsten an den Hals springen würden. Aber das kommt wirklich selten vor. Wir sind schon ein gut eingespieltes Team.

Hat jeder seine eigene Baustelle oder arbeiten Sie zusammen?

Luca Anschel: Mein Vater ist für die Organisation zuständig, Kundentermine, Rechnungen, Angebote und so weiter. Er selbst ist eher wenig auf den Baustellen unterwegs. Wenn es ausgefallene, kreative Aufträge gibt, dann arbeiten wir beide zusammen, aber ansonsten ist er im Büro zuständig und ich bin auf den Baustellen. 

Wie oft kommt es vor, dass Kunden ganz besondere Wünsche haben, die für Sie eine echte Herausforderung sind und über das normale Anstreichen hinausgehen?

Luca Anschel: Oftmals kommen die Kunden mit einer Basisidee zu uns. Und im Endeffekt sind wir es, die die Kunden führen und ihnen zeigen, was es alles gibt, was alles möglich ist. Die meisten wissen ja nicht, was es für eine kreative Vielfalt gibt und was wir an Techniken bieten können. Wir haben uns gerade auch auf Gastro- und Geschäftsräume spezialisiert und da wird schon zunehmend das Besondere gesucht. 

Können Sie ein Beispiel aus der Freiburger Gastro-Szene benennen?

Luca Anschel: Wir haben beispielsweise vor kurzem das Barroq Grill Kitchen Bar in der Niemensstraße gestaltet. Der Kunde hat uns angerufen und gesagt, er wolle das Beste vom Besten. Dann haben wir uns getroffen, uns seine Ideen angehört und eine gemeinsame Basis ausgearbeitet. Der Rest der Arbeit läuft dann meistens auf Vertrauensbasis. Der Kunde sieht, was wir können und lässt uns freie Hand. Aber natürlich bleiben wir immer im engen Kontakt zum Kunden, um das bestmögliche Ergebnis heraus zu holen. 

Und was an Besonderheiten ist im Barroq entstanden?

Luca Anschel: Wir haben die gesamten Wand- und Deckenflächen auf zwei Stockwerken mit speziellen Spachtel- und Lasurtechniken sowie ausgefallenen Tapeten gestaltet. Da ist alles an Vielfalt gegeben.

Kommen solche kreativen Aufträge auch für Privathaushalte?

Luca Anschel: Das gibt es auch, aber meist nicht in einer so großen Dimension. Dort ist dann meist nur eine Wand oder ein Raum. Bei unserer Arbeit berücksichtigen wir dann auch, wie eine Wohnung eingerichtet ist, das muss ja ins Gesamtbild passen. Und dann kommt es eben darauf an, wie sehr Kunden bereit sind, sich auf unsere Vorschläge einzulassen und wie experimentierfreudig jemand ist. 

Und wo bekommen Sie Ihre Ideen und Anregungen für die Wand- und Deckengestaltung her?

Luca Anschel: Viele Anregungen hole ich mir aus den sozialen Medien, beispielsweise Instagram oder Pinterest. Ansonsten ist es die Mischung aus unterschiedlichen Materialien, verschiedenen Produktherstellern, plus der eigenen Kreativität, die man auslebt. Man will sich ja von der normalen Schiene, die von den Herstellern angeboten wird, abheben, mischt Materialien und probiert besondere Techniken. Es ist also auch viel Eigenkreation.

Freude am Detail und an kreativen Techniken: Luca Anschel probiert immer wieder gerne neue Möglichkeiten der Wand- und Deckengestaltung aus.

Die sozialen Netzwerke sind ja so etwas wie ihre „zweite Heimat“, auf Instagram haben Sie ja den eigenen Maler-Account creativluca?

Luca Anschel: (Lacht)  Man kann über Instagram halt auch klasse Kontakte knüpfen. Wir haben inzwischen Kontakte bis nach Italien und sogar nach Miami, mit denen sind wir im permanenten Austausch über neue Techniken, neue Designs. Das bringt einen gegenseitig auf neue Ideen.  

Wie kam es zu Ihren Anfängen auf Instagram?

Luca Anschel: Ich war damals auf dem Angell-Gymnasium, als ich in der elften Klasse beschlossen habe, dass ich lieber eine Ausbildung anfangen will. Da haben meine Klassenkameraden schon ein bisschen schräg geschaut. Dann habe ich noch erwähnt, dass ich ins Handwerk möchte, da schauten sie noch schräger. Und als ich dann gesagt habe, dass es der Maler- und Lackiererberuf wird, da war ich für die komplett unten durch. Das war für mich das Zeichen, dass sich da was ändern muss. Ich habe das Handwerk ja auch immer von der anderen Seite erlebt, durch die elterliche Firma. Ich fand es krass, was das Handwerk für einen Ruf hat. Und da dachte ich mir, dass ich probiere, die Leute über die sozialen Medien zu erreichen, und das hat super funktioniert. Außerdem macht es einfach Spaß.

Glauben Sie denn, dass Sie das öffentliche Bild, dieses Image vom Malerberuf ändern können?

Luca Anschel: Es kommt natürlich immer darauf an, wie sehr andere bereit sind, ihr Bild, das sie sich gemacht haben, zu ändern. Es ist schwierig jemanden, der eine feste Meinung zu einer Sache hat, umzustimmen. Aber ich bin mir sehr sicher, dass 90 Prozent der Leute, die bei mir auf Instagram vorbeischauen, danach ein anderes Bild vom Malerberuf als solchem haben werden und ebenso vom Handwerk.

Glauben Sie, dass moderne Betriebe vermehrt auf sozialen Netzwerken aktiv sein sollten?

Luca Anschel: Das kommt darauf an, was für eine Zielgruppe man als Betrieb im Auge hat. Ich möchte beispielsweise durch Instagram auch einen jungen Kundenstamm aufbauen, der sich über die Jahre mit der Firma weiter entwickelt. Die jungen Kunden sollen sich auch mit uns als Firma identifizieren können. Man ist sozusagen eine Gemeinschaft. Ich finde Instagram ist fast wie eine zweite Webseite, nur persönlicher. Ich verstehe mich als Handwerker, der über den Tellerrand hinaus schauen möchte. 

Gibt es Momente, in denen Sie Ihren Beruf auch langweilig finden?

Luca Anschel: Selten. Jeder Tag ist bei mir und bei uns in der Firma anders. Wir arbeiten mit so unterschiedlichen Leuten zusammen, bekommen unterschiedliche Aufträge, da ist immer Bewegung drin. 

Was mögen Sie als Maler lieber, Alt-oder Neubauten?

Luca Anschel: Altbauten, ganz eindeutig,

Warum?

Luca Anschel: Die haben meiner Ansicht nach mehr Charme, und einen Altbau durch Gestaltung oder Renovierung zum Leben zu erwecken, ist einfach schön.  

Kann man sich vorstellen, dass bei Ihnen Zuhause jede Wand anders gestaltet ist?

Luca Anschel: (Lacht)  Ich habe tatsächlich erst vor kurzem mein Schlafzimmer neu gestaltet und zwar komplett in einer Spachteltechnik in Betonoptik. Mein Flur ist ebenso gestaltet. Und in meiner großen Wohnküche ist tatsächlich fast jede Wand unterschiedlich. Es passt zwar alles zusammen, aber ich wollte auch etwas experimentieren – und wo geht das besser, als in den eigenen Wänden?

Wie oft streichen Sie Ihre Wände denn neu?

Luca Anschel: Also heute Nachmittag hole ich mir neues Material, um am Wochenende wieder ein bisschen was auszuprobieren (lacht).

Ihre Wohnung ist also Ihre Experimentierküche?

Luca Anschel: Sozusagen. Die Wohnung und die Werkstatt. Dort probiere ich auch sehr viel aus.

CASA Malerfachbetrieb Anschel
Schwendistr. 3
79102 Freiburg

Tel.: +49 761 3886917
www.casa-mf.de