„Ein starkes Signal für den Klimaschutz“

Im ersten Halbjahr 2021 wurden in Deutschland 312.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride zugelassen. Die Koalition beschließt, die Förderung bis Ende 2025 fortzusetzen.

Deutsche Verbraucher kaufen am liebsten Elektroautos deutscher Hersteller. Das zeigen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zu den Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2021. Unumstrittene Nummer eins ist Volkswagen, dahinter folgen Mercedes, BMW und Audi. Erst auf Platz fünf kommt mit Renault ein ausländischer Anbieter. Diese Zahlen sind allerdings auch ein bisschen eine Mogelpackung, weil sie nicht nur rein elektrische Antriebe, sondern auch Hybrid-Antriebe beinhalten. 

Betrachtet man nämlich nur die rein batteriebetriebenen Elektroautos ohne zusätzlichen Verbrennermotor ist die deutsche Dominanz nicht lückenlos. Hier liegt VW mit 35.923 im ersten Halbjahr 2021 verkauften Autos vor Tesla mit 13.768 und Smart mit 12.252. Bei Plug-in-Hybriden führt Mercedes mit 29.882 vor VW mit 23.204 und BMW mit 22.011. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2021 gut 312.000 reine Elektroautos und Plug-in-Hybride in Deutschland neu zugelassen. Das war immerhin jeder vierte bis fünfte Wagen. Und der Trend zeigt nach oben: Die Wachstumszahlen für den Monat Juni 2021 fallen stark aus: Bei den reinen Elektroautos kletterte die Zahl der Neuzulassungen um 311 Prozent verglichen mit dem Vorjahresmonat.

Weil dies alles nach einer Erfolgsstory aussieht, will die Bundesregierung noch in diesem Juli (spätestens August) die Kaufprämie für Elektroautos bis Ende 2025 verlängern. 

Um den Verkauf von E-Autos zu fördern, war vor einem Jahr die bestehende Kaufprämie (Umweltbonus) mittels einer „Innovationsprämie“ erhöht worden – seitdem steigen die Neuzulassungen von E-Autos erheblich. Der Bund hatte somit seinen Anteil am Bonus verdoppelt  und auch die Hersteller beteiligen sich an der Prämie, wie dies bei einem „Autogipfel“ im November 2020 beschlossen worden war. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erklärte, dass eben 

diese Verdopplung des Bundesanteils bei der Kaufprämie einen Schub bei der Elektromobilität gebracht habe.

Laut Ministerium können seither (und weiterhin) für Elektrofahrzeuge, die weniger als 40.000 Euro Nettolistenpreis kosten, bis zu 9000 Euro als Fördersumme beantragt werden. Für Hybrid-Autos sind es 6750 Euro. Für Elektrofahrzeuge über dem Nettolistenpreis von 40.000 Euro sind es bis zu 7500 Euro Förderung bei reinen Elektrofahrzeugen und bis zu 5625 Euro bei Hybrid-Autos. 

Elektro-Autos spielen halt eine Schlüsselrolle für die derzeitige Bundesregierung, um Klimaziele im Verkehr zu erreichen. Im ersten Halbjahr 2021 seien bereits mehr Prämien in Anspruch genommen als im ganzen Jahr 2020, insgesamt 1,25 Milliarden Euro, so Altmaier. Von Januar bis Ende Juni 2021 sei die Förderung für rund 274.000 Fahrzeuge beantragt worden. Altmaier: „Das ist ein starkes Signal für den Klimaschutz und zeigt das nachhaltig steigende Interesse der Bevölkerung an den Elektrofahrzeugen.“

Altmaier führte weiter aus (wohl auch ein bisschen im Wahlkampfmodus): „Es wird in diesem Jahr eine Rekordförderung für Elektro -Autos geben. Deshalb haben wir auch in der Koalition beschlossen, die Förderung bis Ende 2025 fortzusetzen, damit der Markthochlauf der Elektromobilität weiter an Fahrt gewinnt.“

Nun gut, die deutschen Autobauer haben sich indessen noch nicht alle festgelegt, ab wann sie voll auf die Elektrofahrzeuge setzen wollen und die Verbrenner aus ihrem Angebot verbannen. Einen „Vorsprung“ hat sich diesbezüglich Audi verschafft, das sich als erster deutscher Autobauer mit einem klaren, frühen Datum zum Austieg bekannt. Schon von 2026 an wird der Premiumhersteller keine neuen Modelle mit Diesel- oder Benzinmotor mehr auf den Markt bringen. Der letzte Sprit-SUV soll 2026 vorgestellt und bis 2033 verkauft werden. „2033 ist also endgültig Schluss mit Verbrennungsmotoren“, sagt Audi-Chef Markus Duesmann. Das gelte auch für Hybridmodelle.

International haben schon einige Marken einen ebenso ehrgeizigen Zeitplan verkündet. So hat Jaguar angekündigt, ab 2025 (praktisch übermorgen) nur noch voll elektrische Autos zu bauen. Volvo hatte dies schon vor Jahren als Philosophie ausgesprochen. Volvo plant jetzt den Umstieg. Von 2030 an wollen die Schweden nur noch Elektroautos verkaufen. Schon 2025 soll der Anteil der verkauften Stromer bei 50 Prozent liegen. Auch Ford hat das Ende der Verbrenner für 2030 angekündigt. Zumindest in Europa werden dann nur noch E-Fords angeboten. Opel ist da noch ein bisschen ehrgeiziger und will bereits ab 2028 nur noch E-Autos anbieten.

In Deutschland ist Audi jedoch ein „Ausreißer“. Sein Mutterkonzern VW lässt die weltweite Zukunft des Verbrenners offen. „In Europa steigen wir zwischen 2033 und 2035 aus dem Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen aus“, kündigte VW-Vertriebsvorstand Klaus Zellmer Ende Juni an. In den USA und China werde der Ausstieg später erfolgen, in Südamerika und Asien noch viel später. Als Ziel gilt: Bis 2030 sollen 70 Prozent aller neuen VW-Modelle rein elektrisch fahren. „Nur 70 Prozent“ oder „immerhin so viele“, das ist hier die Frage. Es sei eben im Premiumbereich ein Wandel schneller möglich als im sogenannten Volumengeschäft, so VW, denn  „Volumenhersteller müssen stärker auf den Export achten.“

Aber auch die Hersteller in eben diesem Premiumbereich halten sich noch bedeckt. BMW-Chef Oliver Zipse lehnt es ab, ein Enddatum zu nennen, und will für alle Antriebsarten offen bleiben. Man wolle zwar bis 2030 die Hälfte der BMW-Autos mit reinem Batterieantrieb verkaufen. In einigen Märkten werde der Verbrenner aber noch gebraucht. „Wenn ein Hersteller dann kein Verbrennerangebot mehr hat, geht ihm das halbe Marktvolumen verloren“, sagt Zipse. Einen solchen „Schrumpfungskurs“ wolle BMW nicht fahren.

Bei Daimler in Stuttgart sieht die Sache ähnlich aus. Bis 2030 werde die Zahl der Modellvarianten mit Diesel oder Benziner um 70 Prozent verringert, haben die Stuttgarter angekündigt. Und bis 2039 solle dann die ganze Modellpalette CO2-neutral sein – möglicherweise auch schon früher. Aus Konzernkreisen heißt es, dass Daimler-Boss Ola Källenius die Mitarbeiter auf ein Verkaufsverbot für Verbrennungsmotoren schon von 2030 an vorbereite. Dennoch will Källenius bislang noch kein Ausstiegsdatum verkünden. In mehreren Ländern würden Diesel- und Benziner-Fahrzeuge noch länger gefragt sein als in Europa, erklärt der Mercedes-Benz-Boss.

Es drohen allerdings auch Verkaufsverbote auf zahlreichen Märkten. Zu den prominentesten Verbots-Ankündigungen zählt der britische Vorstoß, ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen. Einzelne chinesische Provinzen wollen dann ebenso dichtmachen wie Dänemark, Irland, Israel, die Niederlande und Slowenien. Spanien und Frankreich haben 2040 als Deadline angekündigt, die USA dürften zwischen 2035 und 2050 soweit sein. Neben den Verkaufs-Stopps sind zudem diverse lokale Fahrverbote für Verbrenner in Planung, etwa in Paris oder Amsterdam.

Der Trend geht klar in Richtung der Elektroautos und es gibt hier auch viele preiswerte Angebote ausländischer Hersteller, wo das Auto nicht als Luxusartikel, sondern schlicht als modernes Fortbewegungsmittel gesehen und verkauft wird. China gilt als Technologieführer und greift nun den europäischen Markt an.