Was wahrhaft cool wäre

Du hast viele Erinnerungen an tolle Hitze-Momente. Aber natürlich wäre es nicht falsch, wenn es auch für Deutschland einen „Hitzeschutzplan“ gäbe. Wirksame Maßnahmen kosten Geld.

Als du noch zur Schule gingst, ja okay, ist schon eine Weile her, gab es ein Zauberwort, und das hieß: Hitzefrei! Das war aber nur ein eher vages Versprechen, weil es eigentlich nie dazu kam. Es war wie ein Traum am Horizont. Denn damals hat man sich  in Deutschland eher durch den Sommer gefröstelt und sich nach warmen Ländern gesehnt, als Urlaubsversprechen: Bella Italia! Als du Student warst, konntest du auf dem Motorrad locker bis nach Portugal fahren und trotz der Lederkluft war es dir niemals zu heiß. Du erinnerst dich an wilde Schlachten im Pool unter spanischer Sonne. Und abends nochmals joggen gehen, bei immer noch 38 Grad im Schatten – das hat so schön auf der Haut gebrezelt. Du hast in den türkisblauen Wellen von Nizza gebadet. Aber jetzt nervt dich täglich der Deutsche Wetterdienst, der auf der Wetter-App immerzu „Achtung! Extreme Hitzegefahr!“ vermeldet. Und natürlich kommt auch Karl Lauterbach um die Ecke, der sich um einen „Hitzeschutzplan“ für Deutschland kümmern will. Das ist natürlich nicht falsch, aber es hat auch viel von Schaumschlägerei. Denn es bräuchte viel mehr als das. Es bräuchte ein Umdenken für mehr Schatten und Pflanzen.

Der Rekordhitzesommer 2003 hat dir gefallen. Sportliche Aktivitäten hast du im Hochsommer in abgedunkelte Innenräume verlegt. Dann später noch ins Freibad ein paar Bahnen ziehen. Und wenn es im Radio wieder hieß, dass kein Wölkchen am Himmel sein würde, hast du die Siegerfaust geballt. Yeah, Sommer in the City! Es war extrem, es war heiß, es war schön.

In diesem Jahr 2003 gab es viele Menschen, die wegen der großen Hitze starben. Deshalb haben Länder wie Frankreich dann einen Plan ins Leben gerufen, der bei großer Hitze schützen soll. Das war also vor knapp 20 Jahren. Und nun kommt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf die Idee, einen solchen Plan auch für Deutschland auf die Beine zu stellen.  

„Wir müssen feststellen, dass wir in Deutschland gegen den Hitzetod nicht gut aufgestellt sind“, sagte der SPD-Politiker. Es sei nicht akzeptabel, dass jedes Jahr zwischen 5000 und 20.000 hitzebedingte Todesfälle beklagt werden müssten. Deutschland werde durch den Klimawandel in den folgenden Jahren stärker von Hitzewellen betroffen sein, so der Minister weiter. Dies bedeute vor allem für ältere und chronisch kranke Menschen, aber auch für Schwangere, Neugeborene und Kleinkinder sowie Menschen, die draußen arbeiten, ganz besondere Risiken. 

Neue Schutzangebote gegen Hitzewellen sollen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits in den nächsten Wochen an den Start kommen. „Wir wollen diesen Sommer schon schützend wirken“, sagte der SPD-Politiker. Unter anderem geht es dabei um Warnungen vor Beginn von Hitzewellen. Genutzt werden könnten Radio, Fernsehen oder Benachrichtigungen per Handy. Denkbar sei auch, Menschen direkt über Pflegedienste anzusprechen. Hausärztinnen und -ärzte sollen bei Hitzewellen von selbst Kontakt zu gefährdeten Menschen aufnehmen.

Es handelt sich demnach also um eine Art Aktionsplan, von dem allerdings nicht sicher ist, wie er in der Realität umgesetzt wird. Könnte auch Aktionismus des Politikers Lauterbach sein, der zwar etwas verspricht, aber dies dann nicht wirklich in die Tat umsetzen kann. Wie soll es gehen, die sowieso schon überlasteten Hausärzte aktiv zum Telefonhörer greifen zu lassen, um nachzufragen wie es dem jeweiligen Patient geht? Viele alte Menschen haben gar kein Handy, auf dem sie Apps installieren oder SMS empfangen könnten. Und selbst wenn sie eines haben und dann dort aufploppt: „Achtung Hitze! Trinken Sie ausreichend?“ heißt das ja nicht, dass der Mensch danach ausreichend trinkt. Und eine allgemeine Ansprache über Radio und TV schürt eher eine allgemeine Panik anstatt zu helfen.

Wirklich wirksame Maßnahmen kosten viel Geld. Begrünung der Städte, auch auf Dächern und an Fassaden. Große Parks mit viel Schatten.   Wasserspender und Wasserspiele. Kühlräume, die öffentlich zugänglich sind. Das wäre cool.