Intelligent vernetzen, Interview mit Martin Schubnell

Martin Schubnell, Obermeister der Elektro- und Informationstechnik Innung spricht über Ladeboxen, PV-Anlagen, Energiespeicher und gutes Management im eigenen Haus

Martin Schnell, Obermeister der Elektro- und Informationstechnik-Innung Emmendingen (Foto: privat)
Martin Schnell, Obermeister der Elektro- und Informationstechnik-Innung Emmendingen (Foto: privat)

Die E-Mobilität benötigt auch eine gute Ladeinfrastruktur in Privathäusern. Michael Zäh sprach darüber mit Martin Schubnell, seit 37 Jahren Elektromeister und zudem  seit 1999 Obermeister der Innung Elektro- und Informationstechnik Emmendingen. 

Die E-Mobilität boomt. Worauf ist zu achten, wenn man sich zu Hause Ladeinfrastruktur einbauen lässt?

Martin Schubnell: Es gibt Ladeboxen mit 11KW, mit 22 KW und kleinere. Die Ladeboxen mit 11 KW sind die, die im Moment am meisten eingebaut werden. Man muss die Leitungsdimensionierung, den Montageort und den Anschluss an die Zähleranlage beachten. Und die Frage ist dann halt auch: Was soll die Ladebox können? Da gibt es ganz einfache und solche mit vielen Extras.  

Nehmen wir mal ein Einfamilienhaus an, wo in der Garage das Elektrofahrzeug geladen werden soll. Was muss da die Ladebox können?

Martin Schubnell: Es gibt Einstiegsmodelle, da wird die Stromzuleitung angeschlossen und man kann damit laden. Fertig, mehr können die nicht. Natürlich hat auch eine solche einfache Ladebox alle Sicherheitseinstellungen, die gefordert sind. Wichtig ist: Ladestationen bis 11 KW sind nicht genehmigungspflichtig, die kann man also immer montieren, aber man muss sie dem Energieversorger anmelden. Das hat einfach etwas mit der Netzausbauplanung zu tun, damit dann auch genügend Strom zur Verfügung steht. 

Manchmal sieht man auch, dass Autos aus ganz normalen Steckdosen aufgeladen werden. Geht das?

Martin Schubnell: Grundsätzlich können fast alle Elektroautos verschieden elektrisch betankt werden. Es geht halt  immer darum, wie schnell das passieren soll. Wenn ich viel Zeit habe, kann ich auch über eine normale Steckdose das Auto aufladen. Das dauert dann acht bis zehn Stunden, bis die Ladeleistung erbracht ist. Dann kommt als nächstes die 11 KW-Ladebox. Damit dauert das Aufladen je nach Fahrzeug vier bis fünf Stunden. Dann gibt es noch die Super-Charger, die in der Regel an der Autobahn stehen, mit 22 KW oder mehr. Da kann man in der Regel in 30 bis 40 Minuten 80 Prozent der Ladung erreichen. Das ist aber eine andere Welt und in einem Einfamilienhaus im Moment eher nicht machbar.

Wie sieht es denn in diesem Zusammenhang mit der Energieversorgung aus? Kann es sein, dass das Netz darunter leidet und es womöglich sogar die Sicherungen raushaut, weil man sein Auto an der Ladebox hängen hat?

Martin Schubnell: Das kann eigentlich nicht passieren. Aber das ist wie bei jedem schönen Fest im Kindergarten oder irgendwo: Wenn dort die Kabeltrommeln verlegt werden und dabei eine in die andere eingesteckt wird, dann fliegt halt irgendwann die Sicherung raus. So ist das auch, wenn etwa bei Mehrfamilienhäusern mehrere Elektro-Autos gleichzeitig aufgeladen werden sollen.  Sagen wir, es gäbe da fünf Wallboxen. Dann wäre die Gleichzeitigkeit nicht immer gegeben.  

Und wie regelt man das dann?

Martin Schubnell: Da gibt es auch  Lösungen. Indem die Ladeboxen miteinander vernetzt werden, können die Ladungen jeweils angepasst werden. Die zur Verfügung stehende Stromkapazität wird dann praktisch auf die Fahrzeuge verteilt.  Bei Neubauten wird heutzutage bereits mit einem zweiten Hausanschluss nur für die Ladestruktur, etwa in Tiefgaragen geplant. Dann kann man das alles komfortabler gestalten.

Wenn man selbst zu Hause Strom gewinnt, etwa über Photovoltaik-Anlagen, mit entsprechender Stromspeicherung – lässt sich das dann mit den Wallboxen kombinieren?

Martin Schubnell: Ja, das geht grundsätzlich. Es kann sich empfehlen, sich den Strom zu puffern und damit dann sein Auto zu laden. Dafür gibt es intelligente Ladeboxen, die eben ein Management beinhalten, womit man die Energiespeicher anschließen kann. Da wird also zuerst der „eigene“ Strom verbraucht und wenn es dann zum Aufladen nicht reicht, wird halt der Rest aus dem Netz bezogen. Da gibt es schon tolle Sachen. Und wenn man den Strom, den man im eigenen Haus produziert hat, dafür einsetzen kann, sein Elektroauto zu laden, dann ist das natürlich auch im höchsten Maße umweltfreundlich.

Kann man sich über solche Energiespeicher auch autark vom Energieversorger machen, also quasi Selbstversorger sein?

Martin Schubnell: Grundsätzlich ist das machbar. Wenn man jetzt vom Einfamilienhaus spricht, mit womöglich großer Dachfläche, die auch noch nach Süden geht, kann man natürlich schon sehr viel Strom selbst erzeugen. Wenn das Haus nach neuesten Energiestandards gebaut ist und wenig Enegie verbraucht, kann man das schon schaffen. Entscheidend ist hier eine gute PV-Anlage, ein guter Speicher und ein gutes Management im Haus. Hier geht es in den Bereich „Smart Home“, wo alles intelligent miteinander vernetzt ist. Kann man heute über das Handy steuern.

Martin Schubnell:Der Elektriker
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