Es boomt bei den Elektroautos

So hat beispielsweise VW im Jahr 2021 weltweit satte 95 Prozent mehr Elektroautos ausgeliefert als 2020. Dennoch rudert Bundesverkehrsminister Volker Wissing verbal zurück.

Bild: Bruno Coelho, StockAdobe
Bild: Bruno Coelho, StockAdobe

Wirtschaftlich gesehen gibt es für deutsche Autohersteller durchaus einen Boom für E-Autos. Das erklärte Ziel der Ampel-Koalition, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 15 Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland fahren sollen, ist dennoch sehr ambitioniert. So hat Volker Wissing (FDP), neuer Bundesverkehrsminister, zuletzt nicht mehr von „rein elektrisch betriebenen“ Fahrzeugen gesprochen, sondern das „rein“ weggelassen. 

Die Absatzzahlen der Elektrofahrzeuge sind stark steigend. So hat VW im vergangenen Jahr 95 Prozent mehr Elektroautos ausgeliefert als 2020. Rund um den Globus verkaufte der Konzern im vergangenen Jahr 452.900 rein batteriegetriebene Fahrzeuge an die Kunden. „Das Jahr 2021 zeigt, wie sich das Geschäftsmodell des Volkswagen Konzerns ändert. Die Einnahmequellen werden sich weiter verschieben: von konventionellen Verbrenner-Modellen hin zu emissionsfreien Elektroautos“, so eine Mitteilung des Konzerns. Positiv entwickelte sich diesbezüglich auch  der nordamerikanische Markt. Mit knapp 37.000 Elektroautos wurden dort rund zwanzigmal so viele Fahrzeuge abgesetzt wie im Vorjahr.

Besonders gefragt waren auch bei BMW die E-Autos: Deren Absatz konnte das Unternehmen 2021 um 133 Prozent steigern. „Mit mehr als 100.000 verkauften vollelektrischen Fahrzeugen lag unser Fokus im letzten Jahr klar auf dem Hochlauf der Elektromobilität“, sagte Vorstand Pieter Nota. Mit insgesamt 328.316 Einheiten betrug 2021 der Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen der Marken BMW und MINI weltweit bereits dreizehn Prozent; in Europa waren es mit 225.415 Einheiten sogar bereits über dreiundzwanzig Prozent.

Auch 2022 will der Münchner Autokonzern das Angebot an E-Autos weiter ausbauen: „Wir haben uns hier besonders ambitionierte Wachstumsziele gesetzt: Wir wollen in diesem Jahr den Absatz vollelektrischer Fahrzeuge gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppeln“, so Nota. Bereits im Jahr 2023 will das Unternehmen in rund 90 Prozent seiner Marktsegmente mindestens ein vollelektrisches Modell auf der Straße haben. Insgesamt plant der Konzern, in den kommenden zehn Jahren etwa zehn Millionen vollelektrische Fahrzeuge zu verkaufen.

Die Autohersteller Renault, Nissan und Mitsubishi wollen ihre Investitionen in die gemeinsame Entwicklung von Elektrofahrzeugen offenbar verdreifachen. Die französisch-japanische Allianz kündigte an, dass dafür mehr als 20 Milliarden Euro neue Investitionen in den nächsten fünf Jahren vorgesehen sind. Das Geld sei zusätzlich zu den zehn Milliarden Euro vorgesehen, die die Gruppe bereits heute für die Elektrifizierung ausgegeben habe.

Der Plan mit dem Namen „Alliance to 2030“ zielt den Angaben nach auf eine „verstärkte Zusammenarbeit“ zwischen den Autobauern ab. Diese hätten „eine gemeinsame Vision zur Elektrifizierung und vernetzten Mobilität“, wird verlautbart. Die Autohersteller hoffen, Elektroautos mit der Kooperation künftig erschwinglicher zu machen. Bis 2025 sollen Elektrofahrzeuge der Kompaktklasse etwa genauso so viel kosten wie Benziner oder Dieselautos, laute die Zielvorgabe. Es wird erwartet, dass die Allianz auch die von Nissan entwickelte Technologie der Festkörper-Lithium-Ionen-Batterien gemeinsam nutzen werde.

Das Ziel der Ampelkoalition sieht ja vor, dass bis 2030 gut 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren sollen. Und „auch Plug-in-Hybridfahrzeuge“, die sich sowohl elektrisch als auch mit Benzin oder Diesel betreiben lassen, könnten „einen wertvollen Beitrag leisten“, einen hohen elektrischen Fahranteil und konsequente Nachladung vorausgesetzt, so das Bundesverkehrsministerium unter Volker Wissing (FDP). Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland knapp 356.000 vollelektrische Pkw und gut 325.000 Plug-in-Hybride neu zugelassen (sowie 464 Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle). Sie alle werden nach bisheriger Definition als Elektroantriebe zusammengefasst, erkennbar am E-Kennzeichen auf dem Nummernschild.

Ob das Ziel der „Ampel“ erreicht wird, hängt weniger an der Technik als am Markt. So schaffte Norwegen 2021 schon einen Marktanteil von 86 Prozent für Elektroautos insgesamt, davon 64,5 Prozent mit reinem Batterieantrieb. In Deutschland lag der Anteil reiner E-Autos 2021 bei 13,6 Prozent. In Deutschland beginnt sich die E-Technik gerade erst zu etablieren, die Kaufprämien der Bundesregierung spielen dabei eine große Rolle.