Ein „Punchball“, der sich zu Ende dreht 

Will der scheidende Gesundheitsminister Jens Spahn die Lage für seine Nachfolger maximal verschlimmbessern? Die von ihm veranlasste Zwangsrationierung der Biontech-Impfstoffe ist jedenfalls vollkommen kontraproduktiv. Ist das womöglich Absicht?

Der Panchball in der Pandemie
Der Panchball in der Pandemie

Der Mann ist ein Frechling.  Jens Spahn hat im Laufe der Corona-Pandemie ständig das Hin und Her praktiziert. Das war seine einzige Verlässlichkeit. Zuletzt hat er sich beklagt, dass er nicht der „Punchball“ sein wolle. Doch das wiederum war kein „Punch“ seinerseits. Es war vielmehr eine dreiste Ablenkung vom eigenen Versagen als Gesundheitsminister und sogar der schäbige Versuch, sich am eigenen Versagen auch noch zu bereichern, indem er der kommenden „Ampel“-Regierung die Verantwortung dafür aufbürden wollte. Zuletzt torpedierte Spahn dann auch noch die Impfkampagne, indem er eine Zwangsrationierung des Biontech-Pfizer-Impfstoffes veranlasste. Auf den letzten Metern seiner Amtszeit als Gesundheitsminister übertrifft sich der Mann selbst mit seinen echt frechen Sprüchen. 

Ist das nur dreist, oder sogar Absicht? Will Spahn etwa mit einer seiner letzten Amtshandlungen als noch geschäftsführender Gesundheitsminister die Lage für seinen Nachfolger maximal verschlimmbessern? 

Hintergrund ist hier, dass die Moderna- Impfdosen, die derzeit eingelagert werden, sich dem Verfallsdatum nähern: Sie seien nur bis Mitte des ersten Quartals 2022 haltbar, so Spahn. Damit diese Dosen verimpft werden, sollten also die maximalen Bestellmengen für Biontech in Arztpraxen und Impfzentren begrenzt werden.

Dagegen gab es einen veritablen Strum der Entrüstung. Da Deutschland mitten in der bisher größten Notlage jede Impfung dringend braucht, ist eine solche Vorgabe von Spahn natürlich extrem kontraproduktiv. Vertreter der Hausärzte sagten denn auch, dass sie bereits Termine bis in den März mit ihren Patienten vereinbart haben und diese zu 98 Prozent den Biontech-Impfstoff gewählt haben. Sollen die Hausärzte jetzt alle diese Patienten anrufen, um ihnen zu erläutern, dass es doch Moderna-Impfstoff sein soll, der verimpft wird? Wo es doch bisher hieß, dass die Patienten frei wählen könnten, welchen Impfstoff sie möchten? 

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte, dass man angesichts der stark steigenden Infektionszahlen den Biontech-Impfstoff nicht begrenzen dürfe. „Das können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten. Das ist einfach nicht richtig. Es ist ja länger bekannt, dass der Moderna-Impfstoff jetzt auf sein Verfallsdatum zuläuft. Dann hätte man ihn anderswo zur Verfügung stellen müssen.“

Noch weiter ging Markus Beier, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern. Er warf Spahn „Politikversagen“ vor. „Dieser Minister, auch wenn er nur noch geschäftsführend im Amt ist, verkündet entweder umgehend, dass dieser Schwachsinn sofort zurückgedreht wird und wir die Impfmengen an Biontech, die wir bestellen, auch geliefert bekommen, oder er muss sofort aus dem Amt entfernt werden. Hier wird dem Land, den Menschen, unseren Praxen und der Gesundheit schwerster Schaden zugefügt.“

Tja, Absicht von Spahn? Jedenfalls kurzsichtig. Erst bot er das vom Verfall bedrohte Moderna-Vakzin wie Sauermilch an, bevor er dann fabulierte, dieses sei der Rolls Royce unter den Impfstoffen, während Biontech „nur“ der Mercedes sei. Wie kommt der Mann auf so etwas? Die Leute lieben, was sie kennen: Mercedes und Biontech. 

Spahn verkündete früh im Oktober das Ende der epidemischen Lage, weil das Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems nur mehr „moderat“ sei (siehe die Lage heute!). Da wollte er der große Befreier sein. Und jetzt, kurz vor Ende seiner Amtszeit als Minister, sagt er so irre Sachen wie: „Wahrscheinlich wird am Ende des Winters so ziemlich jeder in Deutschland geimpft, genesen oder gestorben sein.“ Ach so? Dann läuft es ja prächtig. Diese 3-G sind nicht zufällig alle in der Verantwortung eines Gesundheitsministers? „Wir hatten uns alle einen anderen Winter erhofft“, aber dafür hätte man laut Spahn „deutlich früher gegensteuern müssen“. Äh, wer genau hätte das tun sollen?