Das Universitätsklinikum Freiburg macht im Rahmen der weltweiten Aktionswoche „World Antimicrobial Resistance Awareness Week“ der WHO vom 18. bis 22. November auf die wachsende Gefahr durch Antibiotikaresistenzen aufmerksam. „Ohne Antibiotika kann jede Infektion lebensbedrohlich werden“, betont Prof. Dr. Siegbert Rieg, Leiter der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II. Antibiotika seien ein medizinischer Schatz, den man verliere, wenn er unbedacht eingesetzt werde. Ohne wirksame Therapie würden Routineeingriffe riskant, Geburten gefährlicher und viele Krebsbehandlungen kaum durchführbar. Bereits heute verursachen resistente Erreger schwere, teils tödliche Infektionen: 2019 standen in Deutschland rund 45.000 Todesfälle im Zusammenhang mit multiresistenten Keimen.
Das Universitätsklinikum Freiburg gilt bundesweit als Vorreiter im verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika. Seit über 15 Jahren wird dort das Konzept des Antibiotic Stewardship angewendet, also die systematische Steuerung, Überprüfung und Optimierung des Antibiotikaeinsatzes. Bundesweit zählt Freiburg zu den drei Unikliniken mit dem niedrigsten Verbrauch. Seit 2023 wurden die Aktivitäten nochmals intensiviert: Spezialisierte Beratungsteams unterstützen die klinischen Bereiche in rund 3.000 Behandlungsfällen pro Jahr bei Auswahl, Dosierung und Dauer der Therapie. Sie prüfen mikrobiologische Befunde, begleiten den Wechsel von intravenöser zu oraler Behandlung und schulen medizinisches Personal.
Die Wirkung ist messbar: Während der Antibiotikaverbrauch bundesweit im gleichen Zeitraum um rund drei Prozent gestiegen ist, konnte das Universitätsklinikum Freiburg seinen Einsatz seit 2023 um 1,7 Prozent senken – bei gleichzeitig hoher Behandlungsqualität. Rieg betont, dass jeder unnötige oder falsch dosierte Einsatz Resistenzentwicklung fördere. Internationale Studien gehen davon aus, dass etwa 30 Prozent aller Antibiotikatherapien weltweit nicht leitliniengerecht erfolgen. Häufig werden Präparate bei viralen Infekten verordnet, zu breit gewählt oder zu lange fortgeführt. Eine Freiburger Studie von 2024 zeigt, dass strukturierte Programme und gezielte Beratung die Zahl unnötiger Verschreibungen deutlich reduzieren können.
Damit Resistenzentwicklung eingedämmt werden kann, müssen Klinik, Praxis und Bevölkerung gemeinsam handeln. Rieg nennt einfache, aber wirksame Maßnahmen: Erkältungen benötigen meist keine Antibiotika, da sie viral bedingt sind. Impfungen senken das Risiko schwerer Infektionen und damit den Bedarf an Antibiotika. Eine gute Händehygiene und das Tragen einer Maske bei Symptomen schützen andere. Und besonders wichtig: Antibiotika sollten stets genau nach ärztlicher Empfehlung eingenommen und niemals eigenmächtig abgesetzt werden.

